Montag, 17. Dezember 2012

Lernen als Geschwür

Lernen heißt nicht, dass du stillsitzt und zuhörst, was ein Lehrer oder Dozent dir erzählt. Alles, was du bloß deshalb mitschreibst, weil es irgendjemand für "relevant" hält, wird dir nichts bringen. Mache dir immer wieder klar, dass du nur für dich lernst. Höre niemals auf, die Frage nach dem Wozu deines Lernens zu stellen. Wenn du das Gefühl hast, ein sinnloses Wissen in dich hineinzufressen, kannst du dich nicht, gewissermaßen als Kompensation, für dein diszipliniertes Arbeiten loben. Deine Freude darüber, etwas zu lernen, darf niemals dem dümmlichen Bildungsstolz weichen, der sich selbst auf die Schulter klopft, weil er so vorbildlich und methodisch geläutert zu arbeiten gelernt hat. Es gibt keine Kompensation für die entgangene Freude. Deshalb musst du diese Freude einfordern; sie ist die Bedingung nicht nur jeder Erkenntnis ... Es gibt zu viele Menschen, die nur zu funktionieren gelernt haben. Und wo haben sie es gelernt? In der Schule. Sie haben gelernt, Wissen zu reproduzieren, auf vorgegebenen Fragen zu antworten und dass es wichtig ist, nicht unangenehm aufzufallen, wenn man Erfolg haben will. Sie haben immer nur für andere zu lernen gelernt, niemals für sich selbst. Im Grunde haben sie also überhaupt nichts gelernt, schon gar nichts über sich selbst. Das Lernen an sich, diese so belebende und erfrischende Aktivität, ist ihnen verargt worden; ein gute Stück ihres Menschseins selbst ist ihnen verargt worden.





2 Kommentare:

  1. wow. das ist mal ein literarisch wertvoller text. hut ab.

    josi

    AntwortenLöschen
  2. Also bei solchen Texten weiß ich immer nicht so ganz, was! ich eigentlich schreiben könnte, außer: "Genial geschrieben und sogar wahr!"

    ;)

    AntwortenLöschen