Freitag, 28. Dezember 2012

Weisheit für Steine

Man gesteht sich seine Schwächen erst dann in vollem Umfang ein, wenn man an ihnen zu arbeiten angefangen hat. Mit anderen Worten: Erst durch die Praxis können wir uns erkennen. Wer nichts tut, verändert sich nicht; und wer sich nicht verändert, kann sich nicht von sich selbst unterscheiden und also auch nicht erkennen. Wir können uns, gleich den Schlagen, immer nur in unseren abgestreiften Häuten wiederentdecken. Ergo: Wir kommen immer zu spät, wo wir uns auch suchen mögen.

Wer liebt, widerspricht. "Alles verstehen heißt alles verzeihen" - das ist eine Weisheit für Steine.

6 Kommentare:

  1. Wenn du "da" bist, wo du "hingehörst", dann kommst du nicht mehr zu spät, sondern hast alle Zeit der Welt.

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  2. Ich denke nicht, dass wir immer zu spät kommen müssen. Wenn man sich vollständig selbst reflektiert, kann man seine (geistigen) Schwächen ziemlich gut in vollem Umfang erkennen. Das Problem liegt in meinen Augen vor allem im Akzeptieren dieser Erkenntnis. Wenn ich weiß, dass ich ein gewisses Problem habe, es mir aber körperlich im Moment etwas positives bringt, dann werde ich dieses Problem nicht beheben wollen, obwohl ich mir dessen bewusst bin.
    Wenn man dann dieses Problem dann tatsächlich lösen will, muss man jedoch wirklich aktiv werden, denn ohne Aktivität/Praxis ist keine Veränderung möglich.

    Ein wirklich anregender Post!

    Viele Grüße,
    Pearl.

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    1. Danke für deinen Kommentar, Pearl.

      Müsste man, um seine eigene geistigen Schwächen im vollen Umfang zu erkennen, nicht viel mehr Geist haben als man tatsächlich besitzt? Ich denke, eine gewisse Restdunkelheit bleibt da immer zurück.

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    2. Wahrscheinlich hast du dabei Recht, leider, wie ich sagen muss. Es ist einem unmöglich all die Schwächen zu finden, die erst in Situationen auftreten, die man sich gar nicht vorstellen kann. Von daher ist eine vollkommene Selbstreflektion erst dann möglich, wenn man über eine vollkommene Fantasie/ein vollkommenes Wissen über alle möglichen Situationen der Zukunft verfügt; und darüber kann man nicht verfügen.

      Ich denke, ich muss meinen Kommentar also dahingehend revidieren, dass man nur einige Schwächen vorher erkennen kann, der Rest nur durch die leidige Erfahrung in der Praxis "gelernt" werden kann, wie du es beschrieben hast. Man kommt also nicht immer zu spät, aber viel häufiger, als es gut wäre.

      Das war ein guter Kritikpunkt, Julian. Vielen Dank dafür, jetzt bin ich ein wenig aufgeklärter!

      Viele Grüße,
      Pearl.

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  3. täuscht man sich, wenn man vermutet, dass deine Stimmung (zumindest momentan) weniger vernichtend, vielmehr konstruktiv ist?
    hatte wiedermal Zeit, einiges von dir zu lesen - danke für die vielen schönen Metaphern und "stimmigen" (for lack of a better word) Aphorismen.

    herzlichst,
    Sarah

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  4. Nein, da täuschst du dich nicht, Sarah. Und da ich meine, etwas erkannt zu haben, was immer das auch genau heißen mag, bin ich auch ziemlich optimistisch, dem nächsten Stimmungseinbruch trotzen zu können.

    Dir und allen anderen Lesern/Leserinnen wünsche ich alles Gute für's neue Jahr!

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