Freitag, 7. Dezember 2012

Brennende Augen

Ist dir eigentlich bewusst, wieviele Menschen du mit deinem ungebrochenen Lebensmut verdrießlich stimmst? Nicht deine schroffen und unausgeglichenen Züge sind es, die sie an dir nicht leiden mögen, sondern deine Fröhlichkeit, dein Optimismus und diese unglaubliche Kraft, mit der du jedes Problem anpackst. Du bringst die Menschen dazu, über sich nachzudenken; sie fragen sich, warum sie nicht so sein können wie du. Durch deine bloße Existenz verletzt du sie, weil sie sich mit dir vergleichen. Wer könnte diesem Vergleich standhalten? Wo immer du hinkommst, erzeugst du eine gedrückte und verbitterte Menschheit. Niemand könnte dir etwas Böses vorwerfen, weil deine Güte eine echte, eine tiefempfundene und wahrhaft menschliche ist. Mit jedermann suchst du das Gespräch. Jedem gibst du eine Chance und hörst ihm aufmerksam zu, sprichst einfühlsam, aber auch kritisch mit ihm, wenn du dies für angebracht hältst.

Aber gerade diese deine Güte ist es, welche die Schmerzen in vielen Herzen befeuert, auch in dem meinen. Ich hoffe, dass wir niemals in eine Situation wie die folgende hineingeraten werden. Doch dir soll bewusst sein, dass, wenn ich vor die tödliche Wahl gestellt wäre, entweder dich oder einen Menschen zu opfern, von dem man sagt, dass er ein Arschloch sei, ich dich opfern würde. Ich zöge dir jemanden vor, für den Gutmensch ein Schimpfwort ist, der dreckige Witze liebt und sich nicht scheut, die Welt nach seinen engstirnigen Vorurteilen zu bemessen. Das Licht, das von dir ausstrahlt, blendet mich, ja es brennt mir geradezu in den Augen - da verkehre ich lieber im Dunklen mit meinesgleichen.

7 Kommentare:

  1. Hmm, iwie ist dein Text auf absurde Weise nachvollziehbar. Doch ich glaube, du verkennst, dass auch ein solcher Mensch Schmerz und Einsamkeit wie du empfindest. Ja, vlei sogar jemanden braucht, durch dessen Dunkelheit er geschützt ist, weil ihn das eigene Licht vlei selber blendet... Die pure Ironie...

    AntwortenLöschen
  2. sorry, ich muss nochmal eben was nachschieben und ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich über diese eine Stelle "Ich hoffe, dass wir niemals in eine Situation wie die folgende hineingeraten werden." lachen musste: ich denke, in gerade! solche Situationen passieren Dinge, die einfach niemand vorhersehen kann. Oder anderst formuliert: warum hoffst du, wenn du dir über den Ausgang so sicher bist?

    AntwortenLöschen
  3. Ich hoffe, dass ich niemanden opfern muss. Wenn ich es aber müsste - "Entweder stirbt einer der beiden oder ihr alle geht drauf" -, dann könnte die Wahl vielleicht zu nämlichen Ergebnis führen. Aber letztlich ist es nur ein übertriebener Text, dazu ersonnen, einen schwächlichen Gedanken mit etwas Rhetorik anzufüttern.

    "In Wirklichkeit" würde ich mich wohl eher selbst opfern bzw. für einen gemeinsamen Tod plädieren, als dieses Spiel mitzuspielen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ohne "Opfer" geht es leider nicht immer, ist leider so. Und "Entweder stirbt einer der beiden oder ihr alle geht drauf" gibt dem ganzen auch einen ganz anderen Kontext. Und wenn du dich "in Wirklichkeit" selber opfern würdest, bist ja auch ein sogenannter "Licht"Mensch - doch wessen gemeinsamen Tod meinst?

      Löschen
    2. Mit dem gemeinsamen Tod meine ich den Fall, dass man nicht bereit ist, jemanden zu opfern, sondern es vorzieht, zusammen zu sterben - eine solidarische Lösung, wie ich finde.

      Ich spende Licht, ja - allerdings ein Licht ohne Wärme, Sternenlicht ...

      Löschen
    3. Woher nimmst du die Gewissheit, dass dein Licht ohne Wärme ist? Ich denke, es wird hin und wieder jemanden geben, vlei sogar mehr als dir es bewusst ist, den dein Licht doch erwärmt. Und für manche Menschen stellt Sternenlicht das Lebenselixier dar.

      Löschen
  4. Es gibt keine Lösung im Dilemma.

    "Wo Licht ist, kann kein Schatten sein." Das schrieb ich schon oft. Und ich habe es nie anders erfahren.

    AntwortenLöschen