Samstag, 3. März 2012

Die Ungeduld der Unsterblichen

Das Geschäft mit der Einsamkeit funktioniert ausgezeichnet. Gefrustete Wohlstandskinder, die sich nach ein wenig Geborgenheit sehnen, werden gerne 19,95 Euro pro Monat bezahlen, um in der Suchliste aufzutauchen. Sie laden Fotos ihrer ätzenden Grimassen hoch, die ihr sympathisches Lächeln dokumentieren sollen. In Wahrheit verraten diese Bilder nur, dass sich hier jemand Mühe gegeben hat, Mühe geben musste, um mit dieser unerträglich gewichtigen Leichtigkeit zu strahlen. Nein, dann doch lieber gedankenvoll ins Off starren, als rollte eine feindliche Armee an. Aber mal im Ernst: Wir alle hassen es, zu leiden. Feststellen zu müssen, dass es jetzt immer noch so ist, wie damals beim Sport, als wir immer als letztes ins Team gewählt wurden. Mit dem Unterschied, dass uns unsere Ignoranz nun nicht mehr retten kann. Doch auch wenn wir leiden, sollten wir stets Haltung bewahren. Denn wir hassen das Leid und lehnen es ab, durch unseren mitleiderregenden Anblick das Unwohlsein der Welt noch zu vergrößern. Man glaubt uns nicht, wenn wir lächeln, ja. Aber wir ziehen dieses Lächeln jedem Minderwertigkeitsrausch vor, und sei er auch noch so süß und "authentisch"! Woraus erklärt sich die Ungeduld der Unsterblichen? Wollt ihr wie Schlosshunde weinen, nur weil ihr nicht die Schoßhunde fabelhafter Herrinnen abgeben dürft?

Eines Tages stirbt jeder Mensch. Um immer wird man sagen können, die Zeit habe ihn getötet. Wo wir gerade beim Thema sind: Ich biete tatsächlich für eine Autogramm-Karte Emma Watsons mit. Das Ewig-Weibliche zieht mir das Geld aus der Tasche, wenn ich nicht aufpasse. Wie soll ich beurteilen, ob die Karte echt ist? Wir werden sehen, wer es mit seinem Begehren am ernstesten meint und die im Grunde wertlose Hochglanzpappe erstehen wird. Es wäre süß, wäre ich es...