Montag, 1. April 2013

Ausklinken

Wenn ich fühle, dass es jemand mit mir nicht gut meint, klinke ich mich gleich aus. Was sollte so ein Gespräch auch bringen? Schon die Absicht, jemanden im Reich der Theorie überzeugen zu wollen, ist mir suspekt. Ich will verstehen. Meine Neugier ist unbegrenzt. Sie braucht Auslauf und frische Luft. Aversion und Ignoranz lähmen sie.

Es ist erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit die Leute übereinander herfallen. Wenn ich mir zum Beispiel die User-Kommentare auf Spiegel-Online durchlese, verstehe ich die Welt nicht mehr. Was bringt es, andere, die man weder kennt noch jemals im Leben sehen wird, runterzumachen? Was sind das für Leute hinter den Bildschirmen? Was für Geister wohnen unter ihren Schädeldächern? Wohnen da überhaupt irgendwelche Geister? Oder sind es nur Computer, darauf programmiert, eine virtuelle Öffentlichkeit zu simulieren, um das Nachrichtenportal für Werbepartner attraktiver zu machen? Stimmt mit mir etwas nicht, weil ich keinen einzigen dieser Kommentare ernstnehmen kann? Ich spüre zu deutlich, dass sich da jemand erleichtert, es ist wie Urinieren in der Öffentlichkeit. Was soll man da kommentieren? Es ist einfach nur peinlich. Mir täte es weh, über all die offensichtliche Verletztheit, die Ignoranz und die Dummheit hinwegzulesen, so als ob alles gut und hübsch wäre. So als ging es tatsächlich um Inhalte. 

1 Kommentar:

  1. Ich bewege mich zwar eher auf den Internet-Seiten der Zeit als auf denen des Spiegels, aber ich kann deine Wahrnehmungen nur unterstreichen. Bei Zeit-Online kannst du tagtäglich Ränkelspielchen der übelsten Art beobachten. Eine Weile lang habe ich mich daran beteiligt, bis ich merkte, in welche Kreise ich mich da klickte. Für mich sieht das aus wie ein ideologischer Schaukampf, der ausgetragen wird, um verwundete Seelen zu heilen.

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