Samstag, 30. März 2013

Meinungsfreiheit

Die Meinungsfreiheit wird gerne als Argument bemüht, wenn es darum geht, auf irgendeine Randgruppe oder ganze Völker einzudreschen. "Das wird man ja noch sagen dürfen." Der Freiheitsbegriff, der solchen Aussagen zugrundeliegt, ist sehr plump. Demnach ist frei, wer ohne alle Rücksichten sagen kann, was er will.

Und so schreibt man im Namen der Meinungsfreiheit munter drauf los, verbreitet zum Beispiel seine dummen Vorurteile über die dummen Türken oder die faulen Griechen. Man wird ja wohl noch kräftig spalten und die Saat des Hasses zwischen den Menschen pflanzen dürfen! Man wird ja wohl noch Staaten gegeneinander aufhetzen dürfen! Man wird sich ja wohl noch aus dem reichen Bestand an Stereotypen bedienen dürfen, die die Kulturgeschichte für uns bereithält, um zu beweisen, dass die Kamelficker schon immer minderwertig waren! Man wird ja wohl noch zeichnen dürfen, wie sich der Prophet einen runterholt, denn damit setzt man die ehrbare Tradition aufklärerischer Streitkultur fort! Man wird ja wohl noch rassistische, nationalistische und sexistische Scheiße unter das Volk bringen dürfen, weil die Leute eben nichts anderes als diese Dummscheiße verdauen können! Die sind eben so! Die brauchen das! Man wird ja wohl noch den Selbsthass, den man dumpf empfindet, an Fremden auslassen dürfen! Sich auf Kosten anderer erleichtern, das ist Aufklärung, das ist Freiheit, das ist überhaupt das Glück! Und so schmiere ein jeder seinen gammelnden Meinungsrotz in alle Ecken, damit auch jeder erfahren kann, wie geistlos unser Zeitgeist vielleicht noch einmal werden kann! Je dümmer, desto ehrlicher! Desto freier!

4 Kommentare:

  1. Bei all den antifaschistisch-faschistischen, feministisch-genderistischen und egalitaristischen Zeitgeist-Fetischismen die den Menschen, ganz meinungsfrei, um die Ohren und in die Gehirne geworfen werden - wenn wundern da trotzige Gegenentwürfe?! Wer die Welt mit Extremen erziehen will, muß auch immer mit einem extremen Contra rechnen. Wie war das nochmal mit Hegel?!?

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  2. Ich wette, dass du nicht einen jener Menschen kennst, die du leichtfertig als Extremisten abtust. Und was hat das mit Hegel zu tun?

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  3. Wette lieber nicht.
    Davon abgesehen habe ich keine Person leichtfertig als Extremisten abgetan, sondern die extremen Positionen, die Du als Dummsinn unter dem Mantel der Meinungsfreiheit anführst, als Reaktion auf andere Extremismen zu erklären versucht. Und an dieser Stelle kommt auch Hegel ins Spiel: die verborgene Einheit, die sich im Gegensatz zeigt; das Zusammengehören des Verschiedenen - kurz: hier sind wir bei der Dialektik angelangt.
    Wer alle Menschen faktenignorant und pathologisch als gleich darstellt um einen als Kulturkompatiblismus getarnten Kulturrelativismus mit Aussicht auf die schöne neue Welt durchzuboxen (und das ist in meinen
    Augen eine extreme Position), wird früher oder später mit (ebenfalls extremen) Gegenpositionen konfrontiert werden. Einem Vorurteil steht ein anderes gegenüber. Möglicherweise bedürfen die Menschen der Extreme
    (in diesem Fall Extrem 1 als These und Extrem 2 als Antithese), um eine vernünftige Mitte zu finden.
    Extreme Positionen entwickeln sich indes immer dort, wo man die Wirklichkeit zu verschleiern versucht.
    Die Medizin heißt: Ehrlichkeit.

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  4. Ich hadere auch oft mit dem selben Problem einer "freien" Gesellschaft. Einerseits ist Meinungsfreiheit eines der höchsten Güter unserer Gesellschaft, für das viel Blut vergossen wurde dass es erst seit sehr kurzer Zeit gibt. Andrerseits wird unter dem Namen der Meinungsfreiheit sehr viel negatives bewirkt und teilweise auch die Spaltung der Gesellschaft vorangetrieben.
    Ich denke aber, dass die Meinungsfreiheit zu wertvoll ist, als das man sie einfach beschränken könnte. So wie es niemals nur schöne Tage gibt, wird es auch in jeder Gesellschaft niemals nur vernünftige Personen geben, die mit der Meinungsfreiheit verantwortungsvoll umgehen. Diesem kann man aber durch gute Aufklärung und Bildung entgegenwirken. Ein rational denkender Mensch wird sich nicht mehr so schnell polemischen Meinungen anschließen, wie eine ungebildete Persönlichkeit.
    Eine Lösung, die alle Personen durchgängig zufriedenstellt wird sich aber wahrscheinlich niemals finden lassen. Doch gerade deshalb sollte man niemals aufhören die Meinungsfreiheit zu verteidigen. Auch, wenn sie einem manchmal als fraglich erscheint.

    Vielel Grüße,
    Pearl.

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