Mittwoch, 3. April 2013

Abgrenzung

Manche Menschen scheinen nur zu dem Zweck auf dieser Welt zu sein, damit man sich freuen darf, nicht so wie sie geworden zu sein. Ja die Frage darf erlaubt sein, ob das Glück überhaupt möglich ist, sofern man nicht auch jemanden gefunden hat, von dem  man sich kraftvoll abstoßen kann?

Das Glück ist ein sehr zerbrechliches Gut. Nur unter bestimmten Bedingungen gedeiht es. Wer es also mit dem Glück ernstnimmt, wird auch eine klare Vorstellung davon entwickeln, was seinem Glück abträglich ist. Etwas zu wollen bedeutet auch, zu wissen, was man nicht will. Wer nicht nein sagen kann, kann auch nicht glücklich werden, weil er den Einflüssen, die seinem Glück schaden müssen, nichts entgegenzusetzen hat. Ein gleichgültiger Mensch kann nicht glücklich sein; über ein gewisses Maß an Zufriedenheit wird er niemals hinauskommen. Ob Kinder entführt und getötet werden, interessiert ihn wenig. Denn auch der Täter sei schließlich nur ein armer Teufel, der, wie jeder andere Mensch auch, nun einmal seiner Natur gemäß handeln müsse. Und wenn es in seiner Natur liegt, Kinder umzubringen, dann sei das eben zu akzeptieren. Ein solcher Mensch bemerkt nur die Aufregung der Eltern, die er nicht versteht und darum als hysterisch empfindet. Er ist nicht entschlossen, denn er hat sich zu nichts entschieden, obwohl er eine Meinung zu vertreten vorgibt. Für ihn handelt es sich allenfalls um ein intellektuelles Problem, das er als "guter Demokrat" aus allen möglichen oder unmöglichen Blickwinkeln zu betrachten gedenkt, um zu einem "vernünftigen Urteil" zu gelangen.

Wenn die Menschen Engel wären, wäre es nicht erforderlich, diese negierende Entschlossenheit zu entwickeln. Aber Hand auf's Herz: Wer käme ganz ohne sie aus? Selbst Jesus grenzte sich entschlossen von den Reichen, Krämern und Schriftgelehrten ab. Das heißt nicht, dass es nun einmal so sein müsste. Es läuft auf Selbstverdummung hinaus, den Anderen als Anderen ein für allemal zu fixieren, um sich von ihm abzugrenzen. Die Gefahr, anstatt den anderen Menschen, nur die Wahnbilder zu erblicken, die man sich von ihm gemacht hat, ist riesengroß. Die größte aller Gefahren ist das freie Wuchernlassen der eigenen Dummheit; die der anderen ist für unser Glück meist weit weniger schädlich als wir meinen. Die Grenzen, die man um sich zieht, halten nicht nur die anderen von einem fern. Man sperrt sich ebenso von ihnen aus und damit in seine eigene "Wahrheit" ein.

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