Montag, 14. Januar 2013

Mehr seufzend als leidend

"So gärt sie munter weiter, diese Mischung aus tausend Giften und Abfallstoffen, aus denen meine Seele zusammengebraut ist." Ich war im Begriff, einen Text mit diesen Worten zu eröffnen. Doch ich konnte ihn nicht fortsetzen. Auch wenn ich diesen ästhetisierenden Dekadenzduktus gut beherrsche, sollte ich ihn schleunigst verlernen. Er drückt schon lange nicht mehr aus, was in mir vorgeht, was ich bin. So kommt es, das sich dieser gerade erst niedergetippte Satz in Anführungsstriche gesetzt wiederfindet, in welchen er - mehr seufzend als eigentlich leidend - wie ein schwarz gefärbter Emo-Löwe in seinem Gehege umherschweift.

Man erweckt leicht den Eindruck, ein verständiger Mensch zu sein, wenn man immer nur über Dinge redet, mit denen man sich auskennt.

Es sich hoch anzurechnen, jemanden zu tolerieren, ist ein sicheres Zeichen von Hochmut.

Solange du dich zwingen musst, hast du noch nicht verstanden.


7 Kommentare:

  1. Meinst du, das es wirklich so sein kann? Dass man sich nicht zu was zwingen muss?

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  2. Ich denke schon. Verstehen ist für mich auch immer etwas Emotionales, etwas, das zu mehr Gelassenheit und Stärke führen kann, nicht bloß ein kognitiver Akt. Solange ich den Zwang empfinde, handle ich nicht als ich selbst, sondern knechte für etwas, mit dem ich innerlich nicht verbunden bin. Dass zu erkennen, halte ich für sehr wichtig.

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  3. Klingt logisch. Und was ist mit den Dingen, mit denen man sich verbunden fühlen sollte?

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    1. Bzw. was ist mit den Dingen, mit denen man sich verbunden fühlt und aber auch gleichzeitig ein Zwang mit? Wie löst man sowas??

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  4. Weiß nicht. Aber die Formulierung "verbunden fühlen sollte" halte ich für problematisch. Du nicht?

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  5. Doch, gar sehr sogar. Mit diesem Thema beschäftige ich mich schon sehr viele Monde und bin kein bisschen weiser geworden.

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  6. Toleranz zählt nur wenn sie aus einem heraus und ohne überlegung existiert, alles andere ist heuchelei! Deshalb engt uns die moral sehr häufig ein...wir sollen zum beispiel unsere eltern lieben, wir dürfen andere religionen nicht angreifen usw! Aber wie oft sträubt sich unser inneres dagegen? .... Ich finde es nur problematisch, wenn man selbst unendliche toleranz für sich selbst von anderen erwartet, aber nicht in der lage ist, das selbe zurückzugeben .....ansonsten finde ich, dass nicht alles oder jeder toleriert werden muss, die intoleranz muss ja nicht gleich in ablehnung münden, ignoranz ist auch eine hilfreiche methode :)

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