Dienstag, 15. Januar 2013

Ein echter Kerl sein

Je mehr ich über die Männlichkeit nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass sie nicht existiert. Schon Formulierungen wie "ein echter Kerl sein" verweisen darauf, dass Männlichkeit nicht nur auf etwas Natürliches zurückgeführt werden darf, sondern immer auch als Aufgabe betrachtet werden muss. Wer als echter Kerl gesehen werden will, muss ein bestimmtes Verhalten zeigen und bestimmte Auffassungen teilen. Mit anderen Worten: Männlichkeit in diesem Sinne beinhaltet immer auch, einen Mann zu spielen, so zu tun, als sei man einer. Es ist seltsam, wenn man bedenkt, wie sehr viele Männer darum bemüht sind, als einzigartige Individuen zu erscheinen, in Fragen der Männlichkeit jedoch nur eines wollen, nämlich dem Virilitäts-Ideal möglichst nahe zu kommen. Solange man indes ein echter Kerl sein will, ist man keiner. Die Lösung des Problems der Männlichkeit kann also nur darin bestehen, dieses Problem fahren zu lassen. Nur das Besondere kann die Wunden heilen, die das Allgemeine reißt.

Wie viel innige Freundschaft mag zwischen den Männern nicht entstanden sein, weil sie fürchteten, für homosexuell gehalten zu werden? Homophobie ist kein Phänomen, unter dem nur eine gesellschaftliche Minderheit litte. Denn sie erschwert allen von ihr Betroffenen, erwachsen zu werden.

3 Kommentare:

  1. Sehr gut!!!! Über dieses thema denke ich schon seit langem nach und ich denke schon, dass es sowas wie männlichkeit gibt, aber die definiert sich nicht aus muskelbepackten körperpartien, oder das interesse an schnellen autos oder kurzgeschorenes haar ...ich stimme dir ebenso zu, dass homophobie ist leider sehr weit verbreitet, sogar bei angeblich toleranten leuten.... Es gibt auf jedenfall männlichkeit, sowie es ja auch weiblichkeit gibt, aber ich glaube es existiert kein barometer , was die grenze zur unmännlichkeit anzeigt ...männlichkeit, sowie weiblichkeit und schönheit sind dinge die im auge des betrachters liegen , ich bin ja der meinung, dass unsere gesellschaft auf dem wege der verblödung ist, somit steht man als intelligenter man höchstwarscheinlich ziemlich alleine dar ;)

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  2. Die in unserer Gesellschaft gängige Definition von "Männlichkeit" besteht eigentlich fast nur aus Handlungsweisen, die man als "Dumm", "Unüberlegt" oder "moralisch verwerflich" bezeichnen kann. Wieso strebt trotzdem ein großteil aller Männer nach diesem Attribut "Männlich" ? Wieso wollen so viele Männer im Namen ihrer "Männlichkeit" Dinge tun, die sie, neutral betrachtet, selber verurteilen würden? Wieso darf ein Mann, möglicherweise eine Personfikation der "Männlichkeit" sich nicht zu einer anderen Personifikation der "Männlichkeit" hingezogen fühlen? Wäre das nicht vollendete Männlichkeit?
    Du hast ein sehr interessantes Thema angesprochen und ich denke, dass ich mich deiner Lösung dafür anschließen werde. Sie ist erfrischend einfach, elegant und sinnvoll!

    Viele Grüße,
    Pearl.

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  3. Schon alleine auf Grund dessen, dass die Menschheit heutzutage mehr denn je von sich entfernt lebt und derartige Interpretationen in keinster Weise mit der Natur des Menschen mehr kompatibel sind, ist es nicht verwunderlich, dass es ständig zu Konflikten zwischen den Definitionen der "Männlich-" sowie "Weiblichkeit" kommt. Einfach nur traurig... Es müssten wirklich mehr Menschen den Mut finden, auf derartiges einfach "zu scheißen".

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