Freitag, 22. März 2013

Beleidigungen

Man sollte sich aus Beleidigungen nicht viel machen. Der Beleidiger verletzt nicht nur die Person, der seine Worte gelten, sondern immer auch sich selbst. Wir wissen doch, wie wir uns fühlen, wenn wir jemanden fertig gemacht haben. Fühlt sich so wirkliches Glück an? Der Ausdruck einer gewissen Befriedigung liegt auf unseren schadenfrohen Gesichtern, ja. Die göttliche Bosheit, die Nietzsche so gerühmt hat, offenbart jedoch weder den Reichtum noch die Tiefe einer Seele, sondern bloß ihre Unfähigkeit, ohne An- und Übergriffe bei sich zu verweilen.

Wenn mich jemand beleidigt, gibt er mir damit Folgendes zu verstehen: Ich leide und ich mache dich dafür verantwortlich! Oft mag es schwerfallen, diese Perspektive einzunehmen. Ohne tägliche Einübung kann man sie nicht erlangen; es genügt nicht, sie zu "verstehen", weil dieses Verstehen erst durch sich selbst wachsen kann. Es ist eine Praxis. Das Leben spült uns jeden Tag in hunderte von Situationen, denen wir nur unsere Aufmerksamkeit zu schenken brauchen, um die lehrreichsten Einsichten aus ihnen zu ziehen.

2 Kommentare:

  1. Anstatt beleidigt zu sein, sollten wir unser Mitleid ausdrücken. Nicht hämisch und voller Spott, sondern durchdrungen von echter Menschlichkeit, von Liebe und Respekt. Aber das erfordert eine Seelengröße, die wir uns meist nicht zumuten und dem Nächsten oft nicht zugestehen wollen. Und ein weiterer Satz hat mir gefallen. Jedes Verstehen, das nicht in eine Praxis mündet, ist nutzlos. Es löst keine Prozesse, also keine Veränderung, in uns aus, und ist somit blankes Wissen ohne weiteren Wert. Danke für die Denkanstösse!

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