Mittwoch, 4. Juli 2012

Wider den Meinungsrotz

Was ist alles Wissen wert, wenn es an der persönlichen Souveränität mangelt, sich nichts darauf einzubilden, etwas zu wissen? Dass wir nichts wissen können, ist ein erfrischend resignierender Gedanke, dem man sich hin und wieder aussetzen muss, um nicht in die eigene Falle zu gehen. Man muss sich immer auch ein paar kleine Gegengifte gegen den eigenen Hochmut bereithalten.

Wonach streben wir, wenn wir nach Wahrheit streben? Wir wissen es nicht, denn wüssten wir es, wären wir der Wahrheit bereits teilhaftig geworden. Folglich streben wir nach etwas, das wir nicht kennen. Gesetzt den Fall, wir stießen endlich auf die Wahrheit, woher wüssten wir, mit jener Unbekannten zu tun zu haben? Müssten wir, um die Wahrheit erkennen zu können, nicht schon vorher wissen, woran wir sie erkennen werden? Müssten wir im Grunde also nicht schon wissen, wonach wir streben, wenn wir uns nach der Wahrheit auf den Weg machen? Wozu streben wir also?

Das Denken beginnt mit der Langeweile darüber, immer nur der eigenen Meinung zu sein. Es ekelt mich an, überall meinen Meinungsrotz kleben zu sehen.

Wo man nicht mehr liebt, soll man vorübergehen.

Philosophie ist erotisch, Ideologie pornographisch. Diese sucht die Wahrheit, die jene bloß besitzt.



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